StartReisen ∷ Reisebericht Mongolei (2015)

In der Mongolei ist der Tourismus noch recht jung; viele der lokalen Reiseagenturen wurden erst zu Beginn dieses Jahrtausends gegründet. Nur knapp 3 Millionen Einwohner leben hier, davon etwa 1,3 Millionen in der Hauptstadt Ulaanbaatar; die Übrigen verteilen sich auf eine Fläche, die mehr als 4 mal so groß wie Deutschland ist. Entsprechend dünn besiedelt, ursprünglich und unberührt wirken weite Teile des Umlandes; Grundbesitz gibt es dort so gut wie nicht, weshalb man normalerweise auch keine Zäune oder Mauern sieht. Die Nomaden lassen sich einfach für einige Zeit an einem geeigneten Ort nieder und ihre Viehherden scheinbar frei umherziehen.
 

Die Route

Die 22-tägige Rundreise führt im Uhrzeigersinn um das Zentrum des Landes herum und umfasst

Mit nur 3-4 Personen ist die Gruppe angenehm klein. Innerhalb von Ulaanbaatar sind wir in einem Jeep unterwegs, ansonsten in einem der typischen hellgrauen, geländegängigen UAZ-Minibusse russischer Herkunft, die zwar weniger komfortabel sind, dafür aber für bis zu 6 Personen zuzüglich Fahrer und Reiseleitung Platz und darüber hinaus verhältnismäßig viel Stauraum bieten.

Route

Hauptstadt Ulaanbaatar, Naadam-Fest und Reiterstandbild des Dschingis Khan

Als Tourist trifft man normalerweise in der Hauptstadt Ulaanbaatar ein, wo der einzige internationale Flughafen angesiedelt und all das vorhanden ist, was man von Millionenstädten andernorts gewohnt ist: Teure Boutiquen und allerlei Einkaufsmöglichkeiten, Verkehrsprobleme, Menschenmassen und Häusermeere, vielfältige Kultur- und Freizeitangebote, Universitäten und Regierungsgebäude. Sehenswert sind das Zentrum rund um den Süchbaatar-Platz sowie das Gandan-Kloster mit einer 26 Meter hohen Statue der Göttin Janraisig. Ferner besichtigen wir das Nationalmuseum und das Choijin Lama Temple Museum; in Ausstellungsräumen wie diesen ist üblicherweise das Fotografieren nur gegen Gebühr erlaubt. Während eines gemeinsamen Abendessens spielt eine Band Neo-Folk mit Kehlkopfgesang.

Naadam ist das Nationalfest der Mongolei und findet jährlich vom 10. bis zum 13. Juli statt. Dabei messen sich die Mongolen in den 3 traditionellen Sportarten Ringkampf, Bogenschießen und Pferderennen. An diesen Tagen gibt es im Zentrum der Hauptstadt auf dem Süchbaatar-Platz Veranstaltungen, und hier sowie an den Wettkampfplätzen herrscht Volksfeststimmung. Zeitpunkt und Verlauf der Rundreise sind so gewählt worden, dass wir uns genau dann in Ulaanbaatar aufhalten und im dortigen Stadion an der Eröffnungsfeier teilnehmen können, auf welcher sogar der mongolische Präsident anwesend ist und eine kurze Rede hält. Der Zeremonie schließen sich nahtlos die Ringkämpfe an; dabei werden in den ersten Runden ungleiche Gegner gepaart, damit die eigentlichen Favoriten erst spät aufeinander treffen. Auch bei einem Pferderennen nahe Hui Doloon Hudag sind wir zugegen. Mögen die Ergebnisse und Platzierungen für ausländische Besucher eher uninteressant sein, so sind es die prächtigen Trachten sowie das bunte Treiben und Geschehen drumherum keinesfalls.

Am nächsten Morgen verlassen wir die Hauptstadt. Gut 50 km östlich von ihr liegt der Chinggis Khaan Statue Complex. Inmitten dieses Areals existiert das derzeit höchste Reiterstandbild der Welt; es thront auf einem Rundbau, welcher Museum, Restaurant, Poststelle sowie mehrere Läden beherbergt. Dank eines engen Aufzugs in den Hinterläufen sowie über einige schmale Treppen gelangen wir auf den Kopf der Tierskulptur, von dem man einen weiten Ausblick hat.

Auf dem Weg in den Süden: Ikh Gadsriin Tschuluu und Tsagaan Suvarga

Es dauert nicht lange, bis wir am Straßenrand einen Obo zu sehen bekommen, von denen uns noch viele weitere begegnen werden. Das dreimalige Umrunden dieses geschmückten tibetanischen Steinhaufens im Uhrzeigersinn soll Glück bringen. Auch wirft man in der Regel etwas drauf, um ihn anwachsen zu lassen; dies kann ein Gegenstand sein, der an eine überstandene schwere Zeit erinnert, oder einfach nur ein Stein, den man in der Nähe aufgelesen hat.

Bislang hielten wir uns auf asphaltierten Straßen auf, doch irgendwann biegen wir ins Gelände ab. Die nächsten 2½ Wochen werden wir hauptsächlich auf Erdpisten unterwegs sein, an denen es so gut wie keine Wegweiser gibt; oft fährt man viele Kilometer, ohne auf einen Menschen oder eine Behausung zu treffen und sich versichern zu können, dass man noch auf der gewünschten Strecke ist. Auch ordentliche Hotels sind außerhalb der Hauptstadt Mangelware, stattdessen werden die nun folgenden 17 Übernachtungen in Jurten-Camps geschehen.

Zunächst behalten wir die östliche Richtung bei bis zu einem Camp, welches im Naturreservat Gun Galuut am 1264 Kilometer langen Binnenfluss Cherlen liegt. Diese Gegend ist steppenartig und auf der Fahrt dorthin stoppen wir kurz an einem Feuchtgebiet, an welchem gerade Kraniche rasten. Von dort aus geht es gen Süden nach Ikh Gadsriin Tschuluu, wo uns ein weiteres Jurten-Camp inmitten stark zerklüfteter Felsformationen erwartet, die wir im Rahmen eines Abendrundgangs näher erkunden.

Im weiteren Verlauf passieren wir die Provinzhauptstadt Mandalgovi und erreichen Tsagaan Suvarga, auch White Stupas genannt. In Sichtweite dieser durch Wind und Regen geformten roten und weißen Klippen, die von unten einen imposanten Anblick und von oben eine beeindruckende Aussicht bieten, übernachten wir. Bei Spaziergängen zu einer Wasserstelle nahe des Camps können wir in den Abend- und Morgenstunden Kamele und Kühe beobachten. Freilaufende Viehherden werden von nun an öfters unseren Weg kreuzen; dabei handelt es sich keineswegs um Wildtiere, es gibt halt bloß keine Mauern, Einzäunungen und Pferche, welche die domestizierten Tiere an einen festen Ort binden würden. Hinsichtlich der Weite und fehlenden Begrenzungen ist es fast ein wenig wie in Afrika, jedoch längst nicht so heiß und ohne gefährliche Kreaturen wie Raubkatzen, Dickhäuter oder Moskitos.

In der Wüste Gobi: Yoliin Am, Chongoryn Els und Bajandsag

Unser nächstes Jurten-Camp ist im Nationalpark Gobi Gurwan Saichan unweit der Provinzhauptstadt Dalandsadgad auf fast 2000 Metern Höhe errichtet; auf der Fahrt dorthin sind am Horizont die drei Gebirgsketten Zuun Saichan, Dund Saichan und Baruun Saichan zu sehen. Ganz in der Nähe – quasi auf der anderen Seite der Landstraße – liegt die Geierschlucht Yoliin Am. Es erstaunt, inmitten eines kargen Wüstengebiets einen kräftig begrünten Einschnitt vorzufinden, an dessen Ende sogar noch Eisplatten eines Gletschers existieren.

Am nachfolgenden Tag geht es westwärts nach Chongoryn Els, eine der längsten und spektakulärsten Sanddünen der Mongolei und ebenfalls dem Nationalpark angehörend. Etliche Touristen versuchen sich erfolgreich an der Besteigung des etwa 200 Meter hohen Sandhangs, doch unsere Gruppe muss aufgeben; vom Wetter her ist es gar nicht mal zu warm oder anstrengend, aber wir haben uns kaum vorbereitet, nicht den optimalen Weg gewählt und sind auch zum Teil zu schwer bepackt. In einem Camp in Sichtweite der Düne nächtigen wir.

Am Morgen brechen wir auf und fahren in nordöstlicher Richtung nach Bajandsag, einer zerklüfteten Felsformation, welche wegen des leuchtend orangefarbenen Gesteins, das vor allem bei tief stehendem Sonnenstand zur Geltung kommt, auch als brennende Klippen bezeichnet wird; weltbekannt wurde diese Lokalität durch den Fund von Nestern mit Dinosauriereiern in den 1920er Jahren. Erneut ist unser Jurten-Camp nicht weit weg gelegen.

Kulturlandschaft Orchon-Tal (UNESCO-Weltkulturerbe)

Mit einer Zwischenübernachtung an den Ruinen des Ongi-Tempels am Fluss Ongiin Gol führt es uns nun nordwärts in den Nationalpark Khangai Nuruu. Dort erwartet uns ein Camp, welches noch nicht einmal zeitweise über Strom und fließend Wasser verfügt. Da es zudem keine Speise-Jurte gibt und wir uns selbst versorgen müssen, kaufen wir in einem Ort am Rande des Parks Proviant ein. Campingtisch und -stühle, Töpfe und Geschirr sowie Gaskocher und -kartuschen führen wir bereits im Wagen mit uns.

Die Fahrt in den Park zieht sich hin und ist anspruchsvoller als gewöhnlich. In den 2 Wochen zuvor hatte es in dieser Region ausgiebig geregnet; entsprechend durchweicht ist stellenweise der Erdboden, und die Flüsse haben einen erhöhten Wasserstand. Auf dem ersten Teil der Strecke schließen wir uns einem Konvoi an, damit wir im Notfall einander helfen können. Kurz vor dem Ziel halten wir vor einer Furt, durch die sich unser Fahrer aufgrund des hohen Pegels nicht hindurch traut. Mehr als eine Stunde vergeht, in der wir ratlos vor dem roten Fluss Ulaan Gol verharren und mit der Leitung des nahen Jurten-Camps telefonieren. Nachdem geklärt ist, dass es keine Alternative gibt, steuert unser Fahrer den Minibus vorsichtig in die Strömung. Als an der tiefsten Stelle im Flussbett plötzlich der Motor absäuft, beschleichen einen unweigerlich ungute Gedanken, ob man womöglich zu viel gewagt hat und wie sich die Situation weiterentwickeln wird. Jetzt zahlt es sich aus, dass es zwischen den beiden Vordersitzen eine Abdeckung gibt, durch die man aus dem Innern des Gefährts an den Motorraum kommt. So schaffen wir es, Bauteile sowie elektrische Kontakte trocken zu reiben und das Fahrzeug wieder zu starten. Auf der anderen Uferseite angekommen, ist anhand der Spuren auf dem Lack zu erkennen, dass wir bis zur Oberkante der Reifen im Nass gesteckt hatten.

Die schwierige Anreise hat sich auf jeden Fall gelohnt: Grün und saftig präsentieren sich die Wiesen, auf denen Viehherden weiden, und Nadelwald zieht sich an den fernen Berghängen hoch. Vereinzelt entdecken wir sogar Edelweiß und fühlen uns an die alpinen Gefilde in unseren Breitengraden erinnert. Darüber hinaus sind Yaks in dieser Gegend anzutreffen. Zu Fuß können wir eine Züchterfamilie besuchen als auch in wenigen Minuten den nahen Ulaanzutgalan-Wasserfall erreichen, dessen Becken fast unmittelbar in den längsten Fluss der Mongolei Orchon mündet. Allerdings sind wir auch leicht in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt: Die Steine, über die man normalerweise trocken zum gegenüberliegenden Ufer gehen kann, sind von den reißenden Fluten überspült. Aber wir können in den kleinen Canyon absteigen, der sich unterhalb des Wasserfalls in die Landschaft gegraben hat, und den dortigen Auwald durchstreifen.

Nach zwei Nächten verlassen wir den Park auf der selben Route, auf der wir hergefahren sind, jedoch nicht ohne einen Abstecher zum Tuvkhun-Tempel zu machen. Dieser liegt idyllisch auf einem Berg und kann nicht direkt im Auto angesteuert werden. Wir entscheiden uns, den einige Kilometer langen und sich durch den Wald hinziehenden Pfad per Pferd zurückzulegen. Wer selbst nicht reiten kann, dessen Tier wird von einem kundigen Reiter gegen Entgelt geführt. Der Ritt macht Spaß und die Wegstrecke sowie der grandiose Rundblick am Endpunkt sind auf jeden Fall den Ausflug wert. Um den Tempel herum gibt es einen kurzen, nicht ganz einfach zu beschreitenden Pilgerweg mit teilweise hohen Stufen und steilen Passagen, wobei die letzten Meter bis zum Obo auf dem Gipfel Männern vorbehalten bleiben.

Schließlich gelangen wir wieder an den Ort, in welchem wir zuvor unser Essen eingekauft hatten. Von hier verläuft eine asphaltierte Straße zur ehemaligen altmongolischen Hauptstadt Karakorum und heutigen Stadt Charchorin. Auf der Tour dorthin beunruhigen ungewohnt hämmernde Motorgeräusche unseren Fahrer zunehmend. Etliche Kilometer vor dem Ziel bleibt der Bus schließlich mit Motorschaden liegen: Eine Zündkerze hat sich aus dem Zylinderkopf gelöst und das Gewinde in Mitleidenschaft gezogen. Da die Reparatur mehrere Tage dauert, legen wir den Rest der Rundreise mit einem anderen Wagen und Fahrer zurück.

Nach einer Volksmusik-Veranstaltung mit Kontorsion-Darbietung am Abend steht am folgenden Vormittag die Besichtigung des Klosters Erdene Dsuu an, welches 1586 als erstes Kloster des Buddhismus in der Mongolei gegründet worden war. Mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, sind aktuell von der Anlage nur noch die imposante Außenmauer sowie 4 Tempel erhalten.

Abstecher in nordwestlicher Richtung: Tsenkher und Tsetserleg

Eine recht kurze Fahrt bringt uns nach Tsenkher, wo über 80 °C heiße Thermalquellen dem Erdboden entspringen und u. a. Schlangen sowie Ziesel beobachtet werden können. Über ein Leitungssystem wird Quellwasser zum nahen Jurten-Camp geleitet, welches über einen gemütlichen Spa-Bereich unter freiem Himmel verfügt. Irgendjemand hat Geburtstag und spielt Musik aus einem tragbaren Soundblaster ab, so dass an den dampfenden Pools eine spontane Party entsteht, auf der selbst um Mitternacht noch ausgelassene Stimmung herrscht.

Am nächsten Tag geht es weiter in die Provinzhauptstadt Tsetserleg, in welcher wir das ehemalige Kloster und heutige Museum Zayin Gegeniin Süm sowie den Tempel Galdan Dsuu anschauen. Unsere Jurten sind außerhalb der Stadt in unmittelbarer Nähe des sagenumwobenen Steins Taikhar Chuluu aufgeschlagen. Dort laden warmes Wetter sowie nahe Flussauen zu einem entspannten Abendspaziergang ein; auch etlichen einheimischen Ausflüglern begegnen wir hier.

Seenlandschaften Terkhiin Tsagaan Nuur und Ögii Nuur

Unterwegs zum ersten großen See legen wir am erloschenen Vulkan Khorgo Uul eine Mittagspause ein. Der Aufstieg zum Kraterrand ist weder besonders schwierig noch langwierig. Oben führt dann ein Pfad rundherum; einige Personen sind sogar im Innern wieder hinabgeklettert und kaum mehr zu erkennen. In der Ferne ist in inmitten der Berge eingebettet bereits das eigentliche Tagesziel zu sehen: Der weiße See Terkhiin Tsagaan Nuur. Unser Jurten-Camp befindet sich auf einer Halbinsel und offeriert ein vielfältiges Freizeitangebot, beispielsweise Boot/Jetski/Quad/Rad fahren, Reiten, Bogenschießen oder Baden/Sonnen im/am klaren, kalten See. Zwei Nächte bleiben wir hier; den Tag dazwischen verbringen wir mit einem Ausflug zu Fuß entlang des Ufers zu einem Felsen, der Besteigung naher Hänge oder einfach nur mit Faulenzen.

An Wiesen voller Edelweiß und rotbläulicher Blütenpracht vorbei, fahren wir über Tsetserleg zurück und weiter zu einem anderen, kleineren See namens Ögii Nuur. Seine Umgebung ist eher flach und sein Wasser nicht ganz so klar, aber merklich wärmer. Erneut sind zwei Übernachtungen angesetzt, so dass genug Zeit bleibt für Ausritte sowie eine Wanderung längs des Ufers zum Informationszentrum, von dem aus Tierbeobachtungen per Spektiv möglich sind. Auf halber Strecke dorthin treffen wir auf einen 40-köpfigen Familienclan (der recht deutlich widerspiegelt, dass drei Viertel der Bevölkerung jünger als 30 Jahre sind) und werden zum Essen eingeladen. Gastfreundschaft ist den Mongolen wichtig und sollte anerkannt werden, indem man wenigstens von angebotenen Speisen (in diesem Fall gekochtes Hammelfleisch, Kekse, Gewürzgurken, getrockneter Quark Aaruul) kostet oder an Getränken (z. B. vergorene Stutenmilch Airag, welche geschmacklich an überreifen Kefir erinnert) nippt; und mit ein bisschen Glück (oder Vorausschau) hat man vielleicht sogar etwas dabei, was sich als nettes Gegengeschenk überreichen lässt, z. B. Süßigkeit, Kosmetikartikel/-probe, Feuerzeug, Utensil, Andenken oder ähnliches. Am Abend rufen leichte Gewitter im Sonnenuntergang ein einzigartiges Farben- und Schattenspiel hervor.

Rückkehr nach Ulaanbaatar via Nationalpark Khustai Nuruu

Das letzte Jurten-Camp auf der Rundreise ist erneut eines ohne Essenservice, Stromversorgung sowie fließend Wasser und am Rande des Nationalparks Khustai Nuruu aufgebaut. Dies ist die angestammte Heimat der Przewalski-Pferde, welche jedoch zwischen 1945 und 1969 aufgrund mehrerer harter Winter sowie menschlicher Einflüsse in dieser Gegend ausstarben. Glücklicherweise waren um 1900 herum etliche Fohlen einfangen und in Zoos gebracht worden und hatten sich dort gut vermehrt. Einige der Nachkommen wurden ab 1992 in ihrem ursprünglichen Lebensraum wieder angesiedelt, wo mittlerweile eine Population von etwa 500 Tieren erreicht ist. In einem Informationszentrum erfahren wir Details zum Ablauf und Stand dieses Projekts, an welchem diverse Forschungs- und Fördereinrichtungen beteiligt sind. Für Besucher des Terrains gelten strenge Regeln: Sie dürfen von den ausgewiesenen Wegen und Plätzen nicht abweichen. Als wir an einem Aussichtspunkt ein halbes Dutzend der Wildpferde in vielen 100 Metern Entfernung schemenhaft ausmachen können, schwindet schon die Hoffnung, sie jemals besser zu Gesicht zu bekommen. Doch auf der weiteren Fahrt durch den Park biegt dann unser Minibus irgendwann um eine Kurve, und plötzlich sind wir einer Herde ganz nah.

Nach gut einem halben Monat auf freier Flur ist die Rückkehr nach Ulaanbaatar wie ein kleiner Schock: Ziemlich schmutzig, diesig, farblos und befremdlich wirkt die Hauptstadt auf den ersten Blick. Später im warmen Licht der allmählich tiefer sinkenden Sonne bessert sich jedoch der Eindruck zunehmend. Die letzten Stunden in der Mongolei nutzen wir für den Kauf von Souvenirs und Kaschmir-Kleidung sowie ein Abschiedsessen mit anschließendem Abendbummel durch die beleuchtete Innenstadt. Am nächsten Morgen bringt uns ein Flieger wieder heim.

Unterbringung, Verpflegung und sonstiges Wissenswertes

Die Mongolei ist quasi nur während der Sommermonate Juni bis September bereisbar. Als Tourist steigt man vornehmlich in Jurten-Camps ab, die zu Beginn der Saison auf- und gegen Ende wieder abgebaut werden und mit gemeinschaftlichen Sanitäranlagen ausgestattet sind. Deren Komfort und Reinlichkeit gehen größtenteils in Ordnung, aber warmes Wasser ist für gewöhnlich nur zeitweise vorhanden und gerade in den einfachen Öko-Camps in Schutzgebieten muss man mit Plumpsklos sowie eingeschränkten Waschgelegenheiten rechnen. Auf den gängigen Routen ist das Netz stationärer Unterkünfte normalerweise so dicht, dass man mit Auto oder Motorrad innerhalb einer Tagesetappe von einer zur anderen kommt. Wenn man indes langsamer unterwegs ist (z. B. zu Fuß, Rad oder Pferd) oder sich in sehr abgeschiedenen Zonen aufhält, kann man auf freies Campieren angewiesen sein. Picknicken sowie das Aufschlagen von Jurten und Zelten ist nahezu allerorts möglich und erlaubt.

Die Jurten haben einen typischen Aufbau: Sie bestehen aus dickem, weißem Filzstoff, der über eine Holzkonstruktion von ca. 4 bis 5 Metern Durchmesser gespannt ist. Auf die Türschwelle zu treten oder zwischen den beiden Stützstreben im Inneren hindurchzugehen, soll Unglück bringen, weshalb man dies niemals tun sollte, wenn man zu Besuch ist. Gegenüber des üblicherweise gen Süden ausgerichteten Eingangs bewahren die Bewohner das Wichtigste und Wertvollste auf, z. B. Fotos von Familienangehörigen, Erinnerungs-/Erbstücke und religiöse/bedeutsame Gegenstände. Da materieller Besitz hinderlich beim Umherziehen ist, beschränkt sich die Ausstattung insgesamt auf das Notwendigste: Den Mittelpunkt bildet ein Holzofen, der zum Heizen und Kochen verwendet wird; darum herum gibt es Betten, kleine Schränke und Regale, Töpfe und sonstige Behältnisse. Inzwischen hat obendrein moderne Technik in das Leben der Nomaden Einzug gehalten: Neben den Jurten sieht man Kraftfahrzeuge, Satellitenschüsseln, Dieselgeneratoren oder Solarmodule, und in ihnen energiesparende Leuchtmittel, Handys/Smartphones und Fernseher.

Im Allgemeinen ist in Pauschalreisen durch das Land Vollverpflegung inbegriffen, so dass man draußen in der einsamen Natur nicht selbst sein Essen auftreiben muss. Die traditionelle Mahlzeit der Mongolen beinhaltet im Wesentlichen häufig und viel Fleisch, wobei der Begriff eher weit gefasst wird und auch Innereien, Fettgewebe sowie allerlei anderweitiges Wabbelzeugs einschließt. Da man weiß, dass dies nicht jedermanns Geschmack ist, bekommen Touristen i. d. R. ihnen vertraute Kost vorgesetzt, welche jedoch nicht immer als althergebracht angesehen werden kann (z. B. Spaghetti Bolognese oder Fleischklößchen in Soße an Püree). Durchaus landestypisch und zur Mitnahme als Wegzehrung geeignet sind freilich fleischgefüllte Teigtaschen, von denen verschiedene Varianten erhältlich sind: Buuds, Bansch oder Chuuschuur. In Ulaanbaatar und den Provinzhauptstädten findet man Restaurants vor, die vielfältige und kreative Speisen servieren. Dagegen gibt es in den Jurten-Camps oftmals nur ein einziges Gericht und hinsichtlich dessen Qualität ein breites Spektrum, welches von leckerem Frischfisch und selbstgebackenem Brot bis vorbereiteten Zutaten aus Fertigpackungen oder Konserven reicht; die unterschiedliche Nähe zu Siedlungen und Ressourcen mag hierfür ein Grund sein.

In die üblichen Steckdosen passen Eurostecker. Allerdings ist elektrischer Strom in den Camps i. d. R. nicht permanent verfügbar, bisweilen auch gar nicht. Insofern können Akkus meistens bloß zu bestimmten Zeiten geladen werden und oft genug nur in öffentlich zugänglichen Räumen, nicht in der eigenen Jurte. Unter diesen Gegebenheiten kann die Mitnahme zusätzlicher Energiespeicher sinnvoll sein. Darüber hinaus ist es ratsam, folgende weitere Dinge, die man vielleicht nicht unbedingt jedes Mal dabei hat, im Koffer zu verstauen:

 Schlafsack
( zwar sind die Touristen-Jurten mit Betten bestückt, aber mitunter sind die durchgelegen oder nicht so sauber wie erwartet; auch kann es in der Nacht windig und kalt werden, so dass man eventuell froh ist, wenn man sich in eine weitere Stoffschicht kuscheln kann ),
 knöchelhohe Wanderschuhe
( für schwieriges oder bergiges Gelände ),
 Taschenlampe
( um sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, vor allem in Jurten-Camps, die nicht oder nur temporär über Elektrizität verfügen )
 … und natürlich ein Handtuch
( denn in einigen Jurten gibt es keines oder lediglich ein winziges; überdies ist es sowieso laut Per Anhalter durch die Galaxis das so ungefähr Nützlichste, was der Reisende besitzen kann … wie wahr, wie wahr ;-).

Potentielle Selbstfahrer sollten folgendes beachten: Infrastruktur ist außerhalb der Hauptstadt nur rudimentär vorhanden; asphaltierte Straßen sowie Schilder sind rar, stattdessen ist man meist auf unebenen Feldwegen unterwegs und muss sich an der Umgebung bzw. GPS-Koordinaten orientieren oder notfalls durchfragen. Das raue Gelände verlangt Mensch und Maschine viel ab; uns sind mehrere Autos begegnet, die im Matsch stecken oder wegen Defekten liegen geblieben waren. Auch sollte man einigermaßen fit, gesund sowie belastbar sein, denn die Fahrten auf dem unwegsamen Untergrund malträtieren insbesondere Rücken und Nacken und die nächste medizinische Versorgungseinrichtung (z. B. Apotheke, Arzt oder Klinik) ist nicht selten Dutzende von Kilometern entfernt; zudem ist bei Dunkelheit abseits ordentlicher Verkehrsnetze kaum an ein schnelles Fortkommen zu denken.

Und warum das Ganze?

Wozu reist man denn überhaupt in die Mongolei? Was macht dieses Land interessant und warum gibt es Leute, die dort Urlaub machen und manchmal sogar weitere Male dorthin fahren, beispielsweise um unterschiedliche Regionen kennenzulernen? – Nun, eigentlich sollte das klar sein, nachdem man diesen Reisebericht durchgelesen hat:

Für einen Stadtmenschen mit einem geregelten, komfortablen Alltag mögen die Ungebundenheit und Ursprünglichkeit ungewohnt sein, die das Land bietet. Es gibt kaum Lebensräume und (Natur)-Schauplätze, denen man sich nicht nähern kann und die nicht betreten oder gar befingert werden dürfen. Insofern ist die Mongolei insbesondere eine Empfehlung für (aber nicht nur) aktive, aufgeschlossene und unternehmungslustige Personen wie Wanderer, Reiter, Mountainbiker und Entdecker. Allerdings sollte man sich nicht ohne den Schutz und die Sicherheit einer Gruppe oder kompetenten Begleitung in einsame Gegenden begeben.

Und was nimmt man mit zurück nach Hause? – Hmm, vielleicht ein paar landestypische Mitbringsel wie beispielsweise

und darüber hinaus die Erinnerung an eine schöne Zeit.


Fehlt etwas Wichtiges? Gibt es vielleicht noch Fragen? Oder besteht Interesse an mehr Informationen? – Rückmeldungen sind willkommen und können dem Autor helfen, diesen Bericht zu verbessern. Zu den fett gedruckten Begriffen findet auch eine Suche im Internet (ggf. im Zusammenhang mit der jeweiligen Region) eine Fülle von ergänzenden Details.
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